Und Action, bitte!

Doch die urbane Energiewende im Herbst 2016 zeichnet sich zwar durch gute Projekte, Ideen und Initiativen aus, es fehlt aber noch eine dynamische und koordinierte Umsetzung. Die Herausforderungen sind dabei groß. Die Einwohner einer wachsenden Stadt brauchen bezahlbaren Wohnraum, moderne öffentliche Infrastruktur, ein funktionierendes Verkehrssystem. In Sachen Klimaschutz muss über alle Ebenen hinweg fokussierter gearbeitet werden, damit Berlin die Klimaschutzziele auch wirklich erreicht.

Das ist aber noch lange kein Grund zu verzagen, im Gegenteil! Bietet eine gut gemachte Energiewende doch jede Menge Chancen. Als internationaler Klimaschutz-Leuchtturm könnte Berlin die grüne Weltmetropole des 21. Jahrhunderts werden – mehr Kreativität und Innovation, modernisierte Infrastruktur und neue Jobs inklusive. Voraussetzung ist aber, dass die Umsetzung jetzt konsequent beginnt.

Zeit für Berlin zu handeln

Berlin Fernsehturm

Um die urbane Energiewende kraftvoll voranzutreiben und die Zusammenarbeit aller Akteure zu koordinieren, sollte insbesondere der Vorschlag einer zentralen Energiewendeplattform umgesetzt werden. Die Plattform müsste den Dialog aller Akteure über die besten Lösungen für die Stadt verstetigen. Ein kontinuierlicher Austausch zu unterschiedlichen Aktivitäten in der Stadt, den gesammelten Erfahrungen und best practices steht dabei nur am Anfang. Es ließen sich gemeinsam die Klimaschutzziele des Landes in einzelne Handlungsfelder herunterbrechen, durch Koordination der Anstrengungen Doppelarbeiten vermeiden und konkrete Leuchtturm-Projekte für die Energiewende zur Umsetzung bringen.

Alle Akteure – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – müssen jetzt gemeinsam anpacken. Dass Kooperationsbereitschaft grundsätzlich besteht, haben die Beteiligten immer wieder gezeigt – und auch sinnvolle Konzepte für die nächsten Schritte liegen vor. Wir sollten daher nicht länger über die letzten Feinheiten der verschiedenen Energiewendeplattform-Konzepte diskutieren, sondern mit der Zusammenarbeit beginnen und die Plattform dann an konkreten Projekten weiterentwickeln.

Berlin

Die urbane Energiewende gehört ins Stadtquartier

Ein wichtiger Ansatzpunkt für konkrete Projekte ist aus unserer Sicht das Stadtquartier, die Keimzelle nachhaltiger, urbaner Entwicklung. Im Quartier setzen wir bei der Umsetzung der Energiewende in der Stadt an, erproben neue Ansätze und machen grüne Technologie für die Bürgerinnen und Bürger direkt erfahrbar.

Die Konzepte für eine lokale, nachhaltige Energieversorgung in Quartieren sind oft extrem komplex und unterscheiden sich stark. Langjährige Erfahrung und technische Expertise sowie kreative und finanzielle Möglichkeiten sind hier gefragt. Mit unseren aktuellen Projekten wie in Malmö oder München zeigen wir, dass genau hier unsere Expertise liegt – und dass es ganz verschiedene Modelle für die Energieversorgung in nachhaltigen Quartieren gibt. Und die Projekte zeigen auch, dass unsere Lösungen nicht nur helfen, den CO2-Ausstoß zu senken, sondern auch die Energiekosten für die Bewohner. So sind Klimaschutz und Kostensenkung kein Widerspruch.

Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende im Quartier müssen alle eng und entschlossen zusammenarbeiten. Hier kann auch die Energiewendeplattform im Kleinen gelebt werden. Dies lässt sich anhand einiger Handlungsfelder exemplarisch zeigen.

Beispiel neue Energienetze: In den kommenden Jahrzehnten wird die Anzahl der Hitzetage in Berlin stark steigen. Dadurch wird Kältebereitstellung – auch im Wohnquartier – immer wichtiger.

Energiewende im Quartier

Neuartige Low Ex-Niedrigtemperaturnetze schaffen ein System, das Wärme wie Kälte bereitstellen kann. Außerdem lassen sich hier eine Vielzahl von erneuerbaren Wärmeerzeugern effizient integrieren.

Die Technologie ist zwar bereits einsetzbar, erfordert aber auch hohe, durchaus risikoreiche Investitionen. Hier braucht es starke Partner aus der Industrie, die derartige Projekte technologisch und energiewirtschaftlich konzipieren und die notwendigen Investitionen stemmen. Es braucht aber auch das lokale Handwerk bei der Umsetzung, eine Verwaltung, die das Projekt genehmigungsrechtlich begleitet und eine Landespolitik, die entsprechende Rahmenbedingungen schafft.

Das Land sollte zudem besondere Investitionsanreize für neue Technologien, die heute noch nicht wirtschaftlich sind, setzen. So kann ein Innovationscluster entstehen, an dem wiederum die Berliner Wissenschaft ansetzen kann, um die nächste Innovation für die urbane Energiewende zu erforschen.

Darüber hinaus braucht es aber insbesondere auch die Einbindung der Bewohner der Quartiere. Nur sie bringen die urbane Energiewende zum Erfolg. Sie treten künftig vermehrt als Prosumer auf. Sie erzeugen Strom mit der Solar-Anlage und Wärme mit Wärmepumpen und verbrauchen selber oder speisen die überschüssige Energie in die Energienetze ein. Sie werden in nicht allzu ferner Zukunft ihren Nachbarn ihre Überschussenergie auf digitalen Plattformen zur Verfügung stellen können. Energie bekommt dann ein „lokales Gütesiegel“ und das Bewusstsein zu ökologischem Verbrauchsverhalten im Quartier wird gestärkt.

Berlin Atmosphäre

Energiewende ist, wenn alle mitmachen

Wie die Umsetzung im Quartier kann auch die Energiewendeplattform nur Erfolg dann haben, wenn am Ende alle an einem Strang ziehen.
Dazu gehört eine Politik, die sich nicht hinter abstrakten, langfristigen Zielen versteckt, sondern die jetzt die nötigen Anreize für Investitionen schafft und konkret mit der Umsetzung beginnt.
Eine Wirtschaft, die nicht vor neuen Wegen zurückschreckt, die bereit ist, auf Augenhöhe mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten und die Nachhaltigkeit ins Zentrum ihres Handelns rückt. 

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