Klar zur Wende!

Klar zur Wende

Es ist Herbst in der Hauptstadt: kalter frischer Wind, ab und zu ein Sonnenstrahl. Wir treffen uns mit Sebastian Lührs zu einem kleinen Segeltörn. Der gebürtige Norddeutsche fühlt sich auf dem Wasser wohl. Beim Segeln tankt er Energie auf, schaltet ab und entspannt. Aber man muss eben auch anpacken. Im Job ist er immer in Bewegung. Hier geht es um Lösungen für die nachhaltige Stadt und die Umsetzung der urbanen Energiewende.

E.ON:

Herr Lührs, immer mehr Menschen ziehen in Städte. Dadurch wird dort erstmal mehr CO2 ausgestoßen – Klima und Umwelt leiden. Ist die urbane Energiewende so überhaupt zu schaffen?

Sebastian Lührs:

Richtig ist, dass uns die Konsequenzen der Urbanisierung auf die Füße fallen, wenn wir nicht konsequent handeln. Schon heute leben rund 60 Millionen Deutsche in Städten, wo der Platz begrenzt und die Energienachfrage gleichzeitig sehr groß ist. Allerdings erzeugen viele Menschen auf engem Raum – pro Kopf – deutlich weniger Emissionen als in weniger dicht besiedelten Gebieten. Aber klar: Wir müssen die Emissionen insgesamt massiv reduzieren. Beim Begriff Energiewende denken die meisten zunächst an erneuerbaren Strom. In Städten bieten der Verkehrssektor und Wärmemarkt jede Menge Potenzial. Hier hat man jahrelang viel zu wenig unternommen.

Los geht es
Knoten fest ziehen
Klare Sicht voraus

Und, Ihr Vorschlag?

Wir müssen anfangen, Strom, Wärme und Verkehr gemeinsam zu denken und als Einheit zu verstehen. Elektromobilität wird entscheidend dazu beitragen, den Energieverbrauch im Verkehr zu reduzieren, weil der elektrische Antrieb viel effizienter ist als ein Verbrenner. Wir als E.ON liefern dann nicht nur den erneuerbaren Strom, zum Beispiel aus unseren Windparks im Umland von Berlin. Wir kümmern uns auch um die gesamte Ladeinfrastruktur. Besonders herausfordernd wird es, die Wärmewende umzusetzen. Für den Bestand gibt es keine Standardlösung, die wir einfach aus der Tasche ziehen können. Wir setzen daher auf eine enge Zusammenarbeit mit der Immobilienwirtschaft – bei Elektromobilität und im Wärmebereich.

Wie stellen Sie sich diese Kooperation vor?

Es ist wichtig, bei jedem Neubau und bei jeder Bestandsoptimierung E-Mobility von Beginn an mitzudenken, damit man nicht später teuer nachrüsten muss. Ich sage nicht, dass wir heute schon jeden Parkplatz mit einem Ladepunkt ausrüsten müssen – aber für die Möglichkeit einer kostengünstigen Nachrüstung muss in jedem Fall gesorgt sein. Für eine nachhaltige Wärmeversorgung haben dezentrale Lösungen wie Blockheizkraftwerke oder Wärmepumpen den Vorteil, dass sie nicht nur heute schon wirtschaftlich und klimaschonend arbeiten, sondern auch in der Zukunft leicht mit neuen Technologien kombiniert werden können. Die Immobilienwirtschaft hat das zu großen Teilen zwar schon verstanden – um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, muss aber noch viel mehr geschehen. Da helfen wir gerne.

 

Energetische Gebäudesanierung führt schnell zu höheren Mieten. Die Mieter wird das wenig begeistern…

Ich will nicht darüber reden, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Ganz sicher wurde und wird auch heute nicht immer der günstigste Weg gewählt, um CO2 einzusparen. Deshalb brauchen wir Transparenz darüber, was aus welchem Grund gemacht wird – und was das im Einzelnen kostet. Und zwar nicht nur zwischen uns und der Immobilienwirtschaft, sondern besonders im Umgang mit den Mietern. Dann kann man faktenbasiert darüber sprechen, was erforderlich, richtig oder unwichtig ist. Wir brauchen einen Dialog und die Bereitschaft, Dinge anders zu machen. Dazu können auch einfache, aber wirksame und kostengünstige Maßnahmen, wie der Austausch einer dreißig Jahre alten Heizungsanlage, gehören.